Verschärfung der Lage im Containerverkehr

Liebe Kundinnen und Kunden,

wir müssen Sie erneut über die zunehmend kritische Lage im Seehafenhinterlandverkehr informieren.

Der Druck auf unsere Lieferketten nimmt weiter dramatisch zu. Die Ursachen dafür sind vielfältig und zum Teil unabhängig voneinander, dennoch ergeben sie alle in der Summe eine kritische Lage, die uns Sorgen bereitet.

Die global gestörten Lieferketten führen schon seit längerer Zeit zu erheblichen Verzögerungen und ständigen Verschiebungen ihrer Containertransporte, verbunden mit erheblichem Aufwand in der Abwicklung. Dies betrifft zunehmend alle drei Verkehrsträger Binnenschifffahrt, Bahn und LKW.

Schiffsverspätungen durch lange Wartezeiten an vielen Seehafen-Terminals und ständig wechselnde Cargo-Opening / Closing-Times, innerhalb derer Ladung angeliefert werden darf, führen zu ständigen Umbuchungen und Rückstaus in unseren Terminals. Dadurch leidet die Qualität und Zuverlässigkeit, insbesondere aber reduziert sich die Kapazität unserer Terminals und unseres Schiffsladeraums massiv. Unser Personal ist aufgrund der Situation wie auch das Ihre seit Monaten an der Belastungsgrenze.

Seit einigen Wochen nimmt die Verknappung an verfügbarem Schiffsraum weiter zu. Die Ukrainekrise hat einen enormen Bedarf an Frachtraum für Kohletransporte zu Kraftwerken ausgelöst. Zusätzlich wandern Schiffskapazitäten an die Donau ab, um Getreide aus der Ukraine zu evakuieren. Hinzu kommt die aktuelle Sommerphase ohne nennenswerte Niederschläge, wodurch der Rheinpegel Kaub bereits unter die Kleinwassermarke 80 cm gesunken ist. Dringend benötigter zusätzlicher Schiffsraum ist nicht verfügbar und die extreme Nachfrage im Kohle-/Agrarsektor führt zu einer beispiellosen Preissituation in der Binnenschifffahrt.

Seit einigen Wochen kommt es leider auch im Schienenverkehr zu Verkehrsbehinderungen Aufgrund von Baustellen und Streckensperrungen und durch die Störungen in den Seehäfen. Züge werden teilweise nicht abgefertigt, gebuchte Zeitfenster werden seitens der Seehafen-Terminals nicht eingehalten beziehungsweise kurzfristig verlegt oder storniert, was aktuell zu vermehrten Zugausfällen und Überbuchungen führt. Weitere Störungen sind durch die neuerdings vorgeschriebene Priorisierung von Zügen zur Energieversorgung auf dem Streckennetz zu erwarten. Auch hier schaffen wir bereits weitere Kapazitäten durch den Einsatz von Bypass Zügen, um weiterhin Ihre Container transportieren zu können.

Der LKW-Straßentransport kann den massenhaften Bedarf von entstehenden Ersatzverkehren nicht auffangen. Seit längerem besteht ein erheblicher Fahrermangel. Aktuelle Warnstreiks in Hamburg und Bremerhaven führen an den Containerterminals zu massiven Abfertigungsproblemen. Die Rückstände werden bei LKW und Bahn noch einige Zeit spürbar sein. Sowohl in die Nordhäfen als auch in die Westhäfen werden wir mit unseren Partnern nach Möglichkeit vermehrt Direkt-LKWs einsetzen, um eine gewisse Transportkapazität aufrecht zu erhalten.

Das gleichzeitige Auftreten dieser Störungen führt faktisch zu massiv reduzierten Kapazitäten aller Verkehrsträger, nicht mehr existierenden Fahrplänen bei Schiff und Bahn oder planbaren Zeiten beim LKW. Rückstaus, zusätzliche Containerbewegungen und lange Durchlaufzeiten verstopfen zudem die Terminals, weshalb wir teilweise mit Annahmestopps reagieren müssen. Es ist zu befürchten, dass sich die Situation noch verschlimmern wird.

Wir versprechen Ihnen, wir arbeiten weiterhin auf Hochtouren daran, im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten unser trimodales Logistiksystem für Sie als Kunden in Gang zu halten. Getragen wird dies in größtem Maße von den außerordentlichen Leistungen unserer Mitarbeitenden, egal ob Customer Service, operative Einheiten, LKW Fahrer, die täglich für Sie an Ihre Grenzen gehen müssen.

Es ist uns bewusst, dass diese Lage auch für Sie zu großen Unannehmlichkeiten führt. Gerade deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe, Sie über die Ursachen und Wirkung zu informieren und für mögliche weitere Veränderungen rechtzeitig zu sensibilisieren.

Wie immer in schwierigen Phasen kann es uns nur gemeinsam gelingen. Insofern würden wir es begrüßen, wenn Sie Ihre Aufträge möglichst komplett und ohne weitere Änderungen bei uns platzieren. Jede Änderung kann in dieser Situation auch kurzfristig zu Folgekosten führen.

Mit freundlichen Grüßen

Frank Hirsch
Inhaber und Geschäftsführer HCL-Logistics GmbH

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